Sonntag, 4. Oktober 2015

Der exklusive Eltern-Club und die außenstehenden Nicht-Mitglieder

Es heißt doch es verändere sich alles wenn man ein Kind bekommt. Schlafen wird zur Mangelware, die Handtasche wird gegen eine geräumige Wickeltasche ausgetauscht, der süße City Flitzer gegen eine Familienkutsche. 

Das und einiges mehr sind die Klassiker die man so hört. Über ein Thema wird aber viel weniger geschrieben und gesprochen, zumindest habe ich bisher kaum etwas dazu gefunden. Weshalb ich nun selbst darüber schreibe. 

Nämlich darüber wie sich Freundschaften verändern, speziell Freundschaften mit Kinderlosen und noch spezieller Freundschaften mit kinderlosen Singles.

Es wird wohl niemanden überraschen dass Neu-Eltern auf einmal ganz andere Themen haben. Statt über den letzten Kinobesuch unterhält man sich über die aktuelle Windelgröße. Statt über die die durchzechte Nacht zu sprechen erzählt man einander wie man das weindene Kind die ganze Nacht getröstet hat. Es ist eine neue, fremde Welt. Und über die herrscht dringend Redebedarf!

Und hier tun sich schon die ersten Probleme auf: Nicht alle vom bisherigen Freundeskreis sind Mitglied in diesem Eltern-Club! Ihnen ist der Zugang zu dieser Welt verborgen und die an der Tagesordnung stehenden Themen sind Nicht-Mitgliedern ziemlich egal.

Genau genommen ist dieser ominöse Eltern-Club wie eine Sekte. Eigentlich schlimmer. Mitglieder folgen streng hörig den Forderungen ihrer jeweils persönlichen Gurus. Unterwerfen ihre Tagespläne, ändern Autorouten, verzichten auf Schlaf und sind im Grunde nichts anderes als kleine ferngesteuerte Soldaten. Und was wäre eine anständige Sekte ohne Drogen und Gehirnwäsche? So auch hier der Fall, die völlig willenlosen Mitglieder sind auch noch ständig high vom Endorphin dass ihnen ihre Gurus jeden Tag aufs Neue ins Gesicht lächeln. 

Von außen betrachtet ist dieser Club verrückt und wahnsinnig. Jedes Mitglied drinnen aber weiß, dass diese Mitgliedschaft die beste und tollste Entscheidung in ihrem Leben ist, trotz aller Entbehrungen.

Nun verstehen Nicht-Mitglieder diese Regeln aber nicht. Und wenn sie sie doch verstehen dann sehen sie natürlich keinen Bedarf für sich diese Regeln anzuwenden. 
Allerdings: wer mit den Mitgliedern in Kontakt treten will und sogar befreundet sein will sollte diese Regeln zumindest akzeptieren. 

Nicht-Mitglieder in festen Partnerschaften können damit noch am ehesten etwas anfangen. Immerhin sind sie gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis für den anderen gewohnt. Kritisch wird es aber bei Single-Freunden. Die die meiste Zeit ihres Lebens einfach ihr Ding machen und niemanden Rechenschaft schuldig sind. Eltern und Singles - da sind ganze Galaxien dazwischen. 

Gerade nicht berufstätige Mütter tun sich schwer den Ansprüchen von Single Freundinnen gerecht zu werden. Statt DVD Abende zu veranstalten geht es für die Mütter um 21 Uhr todmüde ins Bett. Statt um die Häuser zu ziehen zieht man einen vollgespuckten Schlafsack um. Und das Wochenende? Ja, das ist nun mal Familienzeit.

So sehr sich die Mama bemühen muss diese Freundschaft zu erhalten so viel Verständnis muss die Single Freundin haben. Das Leben der Mama steht Kopf. Das der Freundin nicht. Ein Interessenkonflikt ist vorprogrammiert. 

Dies trifft sicherlich nicht auf alle zu. Ich habe es aber leider im extremen Gegenteil erlebt. Dies ist auch der Grund warum ich es hier schreibe(n muss). Wenn Eifersucht aufs Baby und mangelndes Verständnis auf den Plan treten ist der Knall unausweichlich. 

Ich persönlich habe es nur schwer geschafft die Balance zwischen Familienleben und einer Freundschaft zur Single Freundin zu finden. Genau genommen habe ich es gar nicht geschafft. Und höre ich mich in meinem Umfeld um ist das wohl gar nicht so selten. Nur sind die Mamas mit denen ich bisher gesprochen habe viel gnadenloser im Aussortieren solcher Freundinnen. Die beste Zeit mich zu treffen? Unter der Woche um 16 Uhr. Dann ist das Kind ausgeschlafen und nach dem Essen, topfit und selten quengelig. Dummerweise arbeitet die Single Freundin aber um diese Zeit.

Abends noch was zu unternehmen war für mich grad am Anfang kaum zu machen. Am Wochenende hätte ich mir wohl mehr Zeit nehmen können und sollen. Aber ich habe das Gefühl, dass es diese konkrete Freundschaft langfristig auch nicht gerettet hätte.

Der Freundeskreis verändert sich. Man hat viel mehr Kontakt mit Mitgliedern des Clubs, die Zeiten und die Rhythmen im Alltag sind vergleichbar, das Verständnis füreinander enorm höher ("Entschuldige bitte dass ich mich eine halbe Stunde verspäte, just in der Tür stehend ist die Windel explodiert"). Andere Mitglieder verstehen, wenn man verspricht in einer Stunde zurückzurufen. Und es dann eine Woche lang nicht tut. Für Nicht-Mitglieder kann das langfristig belastend sein. Die Unzuverlässigkeit. Die mangelnde Spontanität. Die neuerliche Unpünktlichkeit. 

Nur: es ist leider so. Nicht zu ändern. 

Und während Mama ihren Alltag rockt, nicht schläft und die enormen Wäscheberge wäscht.... da wechselt sich still und heimlich der Freundeskreis aus. 

Eure Wiktoria


Ist es Euch auch so ergangen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Ich freue mich auf Eure Kommentare und einen Austausch!

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    Dein Post ist wirklich super!
    Auch in meinem Freundeskreis gab es im letzten Jahr eine Neu-Mama, die sich auch schon während der Schwangerschaft stark zurück gezogen hat. Anfangs habe ich auch wirklich lange gebraucht um zu verstehen warum denn plötzlich es nicht mehr möglich ist, dass man dennoch den Kontakt hält oder man eben die Freizeit so gestaltet, dass sie das Kind entweder mitbringen bzw. mitnehmen können oder man schlicht und einfach zu ihnen kommt.
    Mittlerweile haben wir es aber im Freundeskreis geschafft eine gute Mitte zu finden und nachdem die Kleine nun 1 Jahr alt ist hat sich alles ein wenig eingependelt, so dass die Freundschaft trotz den anfänglichen Schwierigkeiten noch genauso besteht und die regelmäßigen Mädelsabende 1-2 Monat finden weiterhin geschlossen statt - das Kind hat dann Papa-Abend :).

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